Steuerliche Betriebsprüfungen Deutschland: Aufwändig und teuer
Die aktuelle Deloitte-Umfrage "German Income Tax Audits - Survey on the Experiences of Inbound Investors" mit 234 Teilnehmern aus 18 Ländern zeigt: Steuerliche Betriebsprüfungen in Deutschland fordern einen erheblichen Zeit- und Kostenaufwand,
jedenfalls nach Ansicht ausländischer Investoren. Im internationalen Vergleich befindet sich Deutschland hier etwa auf Augenhöhe mit Frankreich und den USA, aber deutlich hinter Großbritannien und den Niederlanden.
Die langen Intervalle bedingen eine erhebliche Zahl ungeprüfter Jahre - und sorgen für aufwendige, intensive Prüfungsprozesse. Dabei stehen vor allem die Verrechnungspreise, die Bewertung von Vermögen und Verbindlichkeiten sowie die Abzugsfähigkeit von Ausgaben im Fokus. Am meisten jedoch bringt dem Fiskus die Prüfung der Voraussetzungen für eine Gruppenbesteuerung (Organschaft): Durchschnittlich 97 Prozent der jährlichen Ertragsteuern sind bei hiervon betroffenen Umfrageteilnehmern als Steuernachforderung angefallen - der Mittelwert aller Betriebsprüfungs-Nachforderungen liegt bei 49 Prozent der "normalen" Ertragssteuerbelastung. Auch die Prüfung von Finanzierungsstrukturen gewinnt an Bedeutung. Für zukünftige Betriebsprüfungen wird erwartet, dass die Verlagerung von Produktions- oder Vertriebsfunktionen ins Ausland besonders kritisch betrachtet werden wird.
Zugriff auf elektronische Unternehmensdaten
Im Durchschnitt war 2004 das letzte abschließend geprüfte Jahr, das letzte Jahr bei aktuell laufenden Betriebsprüfungen ist 2006. Die Prüfung nahm dabei bei 67% der Unternehmen mehr als ein Jahr in Anspruch und meistens verlangten die Prüfer den Zugriff auf elektronische Unternehmensdaten. Bemerkenswert: Trotz der großen Bedeutung der Prüfungen verfügt(e) kaum ein Unternehmen über einen speziellen Beauftragten.
Taktisches Verhalten der Betriebsprüfer
Bei den Verrechnungspreisen monierten die Betriebsprüfer in den letzten Jahren vor allem Abweichungen beim Fremdvergleich - bei Lizenzen und konzerninternen Kostenumlagen, z.B. für Managementdienstleistungen. Doch wurden Beanstandungen hier oft taktisch eingesetzt und führen letzten Endes oft nicht zu Mehreinnahmen der Steuerbehörde. Bei lediglich formalen Mängeln wie z.B. unvollständigen schriftlichen Verträgen gehen die Steuerprüfer inzwischen deutlich weniger offensiv vor als zuvor.
Dokumentation optimieren
Nach einer Steuerprüfung haben 84 Prozent der Unternehmen Maßnahmen zur Optimierung ihrer Steuerposition eingeleitet. Bei über einem Drittel bestanden diese in einer umfassenderen Dokumentation.
Empfehlenswert sind überdies ein proaktiveres Management sowie eine detaillierte Analyse der bestehenden Risikobereiche. Dabei schätzen knapp die Hälfte der Befragten ihre Steuerplanung als sehr oder moderat konservativ ein, nur 15 Prozent bescheinigen sich selbst eine aggressivere Herangehensweise.
Quelle: Deloitte
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